Warum wir uns auf dem Tennisplatz oft überschätzen – und wie AmateurTennis.tv daran etwas ändert
Es gibt einen Moment, den fast jeder Tennisspieler kennt – und der oft schmerzhafter ist als jeder verpatzte Schmetterball: der erste Blick auf das eigene Matchvideo. Plötzlich ist das, was sich wie Hochgeschwindigkeitstennis angefühlt hat, eher ein gemütlicher Ballwechsel. Die Vorhand, von der man sicher war, sie hätte Wimbledons Rasen erzittern lassen, hoppelt harmlos ins Zentrum. Und diese angeblich endlosen Rallyes? Zwei Schläge, Aus, nächster Punkt.
Genau diese Diskrepanz zwischen Gefühl und Realität ist der Grund, warum ich 2020 mit AmateurTennis.tv angefangen habe – zunächst ohne Plan, nur mit der Neugier eines Hobbyspielers, der seine Matches analysieren wollte. Ich habe ein paar Videos auf YouTube gestellt, und plötzlich war da diese Reaktion: „Endlich mal Amateur-Tennis-Matches!“ Da wurde mir klar, dass ich offenbar etwas getroffen hatte, das in Deutschland fehlte.
Was als kleines Hobby begann, wurde spätestens 2021 ernst, als ich mein eigenes Turnier gründete – die AmateurTennis.tv Open. Da war mir endgültig bewusst: Im Amateurbereich gibt es kaum echten Match-Content. Also fing ich an, LK-Matches, Medenspiele und Turniere systematisch zu filmen und für alle zugänglich zu machen.
Heute ist AmateurTennis.tv plattformübergreifend präsent – YouTube, Instagram, TikTok, Facebook. Wir veröffentlichen ganze Matches, Highlights und täglich Shorts oder Reels. Über 130 komplette Matches stehen mittlerweile online, und die Community wächst ständig.
Das Spannende daran: Die Spieler wollen sich sehen. Viele sind überrascht, manche begeistert, andere zunächst leicht ernüchtert – aber alle profitieren davon. Denn ein Video zeigt, was Trainer und Freunde oft nicht in Worte fassen können: das echte Spiel. Das Tempo. Die Entscheidungsfindung. Die Technik. Und ja, auch die Schwächen.
Eines fällt immer wieder auf: Viele Spieler überschätzen sich – nicht aus Arroganz, sondern schlicht aus fehlender Außenperspektive. In Kommentaren lese ich oft: „Der ist niemals LK 10, der spielt wie LK 20.“ Und plötzlich erkennt man, dass man selbst vielleicht mehr Gefühl als Realität in seine Selbsteinschätzung legt. Genau hier entsteht der Mehrwert: Ehrlichkeit hilft uns allen, besser zu werden.
Um die Inhalte professionell aufzubereiten, habe ich gemeinsam mit meinem Bruder sogar eigene Technik entwickelt – etwa unser Tool scoreboardmaker.com, das Schnitt, Punkttracking und Highlight-Erstellung vereinfacht. Dazu kam eine eigens gebaute Kamerahalterung, die man einfach in den Zaun hängt. Leidenschaft macht erfinderisch.
Unsere AmateurTennis.tv Open gehen 2025 bereits in die vierte Runde. Ein 16er-KO-Feld mit Nebenrunde, jedes Match gefilmt und online gestellt – dazu Preisgeld und Sponsoren. Vielleicht wird es bald ein 32er-Feld. Die besten Ballwechsel landen in den Highlights, der Rest erzählt seine ganz eigenen Geschichten.
Meine Vision? Amateurtennis soll die Bühne bekommen, die es verdient. Mehr Turniere, mehr Formate, Kooperationen mit Marken oder Verbänden, vielleicht sogar Projekte mit dem DTB. Amateurtennis ist emotional, lebendig, spannend – und mit Social Media sichtbarer denn je.
Meine Botschaft an alle, die diesen Sport lieben:
Man muss kein Profi sein, um großartige Matches zu spielen. Man muss nur bereit sein, sich ehrlich zu sehen.Denn wer sein eigenes Spiel einmal realistisch erlebt hat, entwickelt sich weiter – auf dem Platz und im Kopf. Genau dafür gibt es AmateurTennis.tv.