Deutschlands stille Tennis-Champions
Im deutschen Tennis gibt es eine Erfolgsszene, die erstaunlich wenig Beachtung bekommt: das Seniorentennis.
Während der Fokus meist auf jungen Talenten liegt, holen deutsche Seniorinnen und Senioren seit Jahren internationale Titel, stehen in Welt- und Europaranglisten ganz oben und gewinnen Mannschaftswettbewerbe gegen die stärksten Nationen der Welt.
Doch diese Erfolge bleiben weitgehend unsichtbar. Kaum eine Pressemitteilung, kaum ein Post vom Verband, manchmal nicht einmal eine Erwähnung im eigenen Verein. Stattdessen wird Seniorentennis oft pauschal als „Breitensport“ abgestempelt – eine Einschätzung, die mit der Realität wenig zu tun hat. Denn viele dieser Spielerinnen und Spieler trainieren professionell, reisen international auf eigene Kosten und zeigen ein sportliches Niveau, das absolute Wertschätzung verdient.
Trotzdem wird mehr über Potenzial gesprochen als über tatsächliche Leistungen. Ein Jugendlicher, der ein ITF-Quali-Match gewinnt, bekommt mehr Aufmerksamkeit als ein Senior, der Weltmeister wird. Das ist nicht nur unfair – es ist ein blinder Fleck im deutschen Tennisverständnis.
Es wird Zeit, diese Spielerinnen und Spieler als das zu sehen, was sie sind: echte Botschafter des Sports. Menschen, die zeigen, dass Tennis ein lebenslanger Hochleistungssport sein kann. Und die Erfolge feiern, für die sie hierzulande leider viel zu selten gefeiert werden.
Zwischen Platzwartromantik und Plastikbällen – Warum Deutschlands Tennisbreitensport lebendiger ist, als viele glauben
Es gibt sie noch, diese unverwechselbare Mischung aus frisch gesprengtem Sand, Vereinsheim-Kaffee und der sanften Verzweiflung eines Hobbyspielers, der zum zehnten Mal in Folge seinen Aufschlag ins Netz setzt. Wer glaubt, Tennis sei in Deutschland nur etwas für bestens organisierte Leistungskader, der hat den Breitensport seit Jahren nicht mehr betreten – den Ort, an dem die wahre Seele dieses Sports schlägt.
Während im Fernsehen die Profis mit 200 km/h servieren, kämpft man am Samstagvormittag auf den Plätzen von Flensburg bis Freiburg mit ganz anderen Herausforderungen: zu lockerer Griff, zu starkes Kopfkino, zu hitzige LK-Diskussionen. Und doch: Genau hier entsteht Gemeinschaft. Man duzt sich schneller als man den zweiten Aufschlag verzieht, man teilt Bananen, Bier und Banknachbesprechungen.
Tennis im Breitensport ist nicht glamourös, aber es ist ehrlich. Es ist der 68-jährige Linkshänder, der jeden Jugendlichen mit einer tödlichen Stopp-Lob-Kombination zur Weißglut treibt. Es ist die 14-jährige Anfängerin, die zum ersten Mal merkt, dass ein sauberer Treffpunkt sich anfühlt wie ein kleiner Sieg. Es sind die Mannschaftsfahrten in viel zu vollen Autos, spontane Grillabende und die Erkenntnis, dass man nach zwei Stunden Doppel mehr über Menschen lernt als in zwei Jahren Smalltalk.
Während der Profizirkus nach immer neuen Rekorden jagt, ist der Breitensport das Fundament, das diesen Sport trägt: demokratisch, zugänglich, chaotisch, warmherzig. Und vielleicht ist es genau das, was Tennis in Deutschland so besonders macht – nicht die großen Namen, sondern die kleinen Geschichten auf den Vereinsplätzen des Landes.