Zwischen Mutterrolle, Job und Matchball: Die starke Seite einer Kämpferin
TF24magazin wollte es wissen, was macht Verena Baur-Jöchle.
Andy: Verena, nach fast zwei Jahren gesundheitlicher Zwangspause bereitest du dich nun auf dein Comeback vor. Wie fühlt sich dieser bevorstehende Wiedereinstieg für dich an?
Verena: Es fühlt sich unglaublich befreiend und gleichzeitig aufregend an. Ich spüre wieder dieses Kribbeln, das mich schon als Kind begleitet hat.
Es ist eine Mischung aus Dankbarkeit, dass ich wieder spielen kann, und Vorfreude auf das, was alles kommt. Ich sehe es nicht nur als sportlichen Wiedereinstieg, sondern auch als persönlichen Sieg über die schwierige Phase.

Andy: Du warst ehemalige Nummer 1 der ITF Damen 30 und Europameisterin – welche Bedeutung haben diese Erfolge heute noch für dich?
Verena: Diese Titel sind ein Teil meiner Geschichte und meines Selbstvertrauens. Sie erinnern mich daran, dass ich schon einmal ganz oben stand und dass ich die Qualität habe, wieder dorthin zu gelangen. Gleichzeitig motivieren sie mich, neue Kapitel zu schreiben.
Andy: Du hast gesagt, das Feuer brennt heißer denn je. Was motiviert dich im Moment am meisten, zurück ins Turniergeschehen zu kommen?
Verena: Das Feuer brennt, weil ich Tennis nicht nur als Sport sehe, sondern als Leidenschaft. Ich liebe den Wettkampf und die Freude am Spiel. Ich liebe es, mich mit anderen zu messen, Grenzen zu verschieben und zu spüren, wie Training und Einsatz Früchte tragen. Dieses Feuer ist stärker als jede Angst vor Rückschlägen.
Andy: Mit wem und auf welche Weise bereitest du dich aktuell auf deinen Wiedereinstieg in den Turniersport vor?
Verena: Ich arbeite eng mit meinem Coach zusammen und habe zusätzlich meinen Physiotherapeuten Thomas Hafner, der mich sehr gut unterstützt. Neben Einheiten auf dem Platz liegt der Fokus auf Athletik, Regeneration und mentalem Training. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der mich Schritt für Schritt zurückführt.

Andy: Welche kurzfristigen Ziele hast du dir für die kommenden Monate gesetzt?
Verena: Zunächst möchte ich erst einmal wieder meinen Rhythmus finden. Mein Ziel ist es, körperlich wieder stabil zu werden und mich kontinuierlich zu steigern. Ergebnisse sind wichtig, aber noch wichtiger ist es für mich, wieder Vertrauen in meinen Körper und mein Spiel zu gewinnen.
Andy: Trotz Rückschlägen ist deine Leidenschaft für Tennis nie erloschen. Was gibt dir diese Sportart bis heute?
Verena: Tennis ist für mich mehr als nur ein Sport. Es ist ein Lebensgefühl. Es gibt mir Struktur, Freude und die Möglichkeit, mich auszudrücken. Jeder Schlag, jeder Ballwechsel ist ein kleiner Ausdruck meiner Persönlichkeit.

Andy: Du bist Buchhalterin im Immobilienbereich, Tennistrainerin und Mutter einer Tochter – wie schaffst du den Spagat zwischen Familie, Beruf und Leistungssport?
Verena: Es ist eine tägliche Herausforderung, aber auch eine Bereicherung. Meine Familie gibt mir Kraft und Motivation und gleichzeitig lernt meine Tochter, dass Leidenschaft und Disziplin wichtig sind. Auch als Trainerin kann ich meine Leidenschaft weitergeben. Mit guter Organisation und Unterstützung im Umfeld gelingt es, alles unter einen Hut zu bringen.
Andy: Sind deine Unterstützer und Sponsoren weiterhin an deiner Seite, oder ergeben sich gerade neue Möglichkeiten?
Verena: Viele meiner bisherigen Unterstützer sind weiterhin an meiner Seite, was mich sehr freut. Gleichzeitig öffnen sich neue Türen. Ich sehe dies als Chance, mein Netzwerk zu erweitern.

Andy: Als Fünfjährige hast du mit Tennis begonnen. Wenn du heute auf diese Anfänge zurückblickst: Was hat sich verändert, und was ist gleich geblieben?
Verena: Damals war alles spielerisch und leicht, einfach die Freude am Ball. Heute ist es professioneller und strukturierter, aber die Begeisterung ist geblieben. Dieses Gefühl, den Schläger in der Hand zu haben, ist unverändert.
Andy: In der Altersklasse 30 spricht man bereits von „Senioren“. Wie stehst du persönlich zu dieser Bezeichnung – gerade mit Blick auf Spieler wie Novak Djokovic, die mit fast 40 noch auf höchstem Niveau spielen?
Verena: Ich sehe das mit einem Augenzwinkern. Für mich bedeutet „Senioren“ nicht alt, sondern erfahren. Spieler wie Djokovic zeigen, dass Alter im Tennis relativ ist. Solange Leidenschaft und Fitness stimmen, kann man auf höchstem Niveau bestehen.
Danke Verena für das interessante Gespräch.