„Ich habe früh gemerkt: Padel fühlt sich nach Zukunft an.“
Ein Gespräch mit Mica Witthüser , 22, Spieler, Coach und Anlagenleiter in Herdecke. Über den shift von Tennis zu Padel, den Sommer im Bela-Center, Verantwortung mit 21, eine brennende Halle und warum echte Community wichtiger ist als jedes Branding.
Andy: Mica, du bist 22. Viele in deinem Alter suchen noch Orientierung. Und du leitest schon eine Padelanlage. Wo hat das alles angefangen?
Mica: Ich hab Tennis gespielt. Ganz normal. Und irgendwann mal nebenbei Padel ausprobiert. Das war erst ein Hobby. Aber ich habe gemerkt: da ist was. Das ist nicht einfach nur ein neuer Trend, der wieder weggeht. Das packt dich.
Andy: Was hat dich so daran gepackt?
Mica: Es hat sich sofort leichter, zugänglicher und gleichzeitig taktischer angefühlt. Es ist wie Tennis plus soziale Energie. Und es entsteht so schnell Flow. Ich hab für mich gemerkt: wenn ich hier mehr Zeit reinstecke, kann das größer werden als Tennis.
Andy: Wilson hat dich irgendwann gefunden. Wie kam das?
Mica: Ich war in Deutschland relativ früh in den Top 10 bei der Jugend. Und dann stand plötzlich ein Manager von Wilson am Platz. Und sagte: wir würden dich gerne sponsern. Und mit diesem Sponsoring konnte ich dann einen ganzen Sommer nach Spanien. Und das hat meinen Weg komplett verändert.

Andy: Spanien war Training auf Champions-Niveau?
Mica: Genau. Bela Center. Einer der besten Trainer der Welt. Und du bist plötzlich jeden Tag in einer Umgebung, in der die Besten einfach „normal“ sind. Du siehst, dass sie Menschen sind. Und du siehst, wie hoch der Standard wirklich ist. Das war wie eine neue Realität.
Andy: Und dann ging es relativ schnell mit den nächsten Sponsoren.
Mica: Step by step, ja. Heute bin ich bei Adidas. Ich war Nummer 1 der Jugend in Deutschland, zeitweise Top 10 der Herren, und aktuell Top 50 in Deutschland. Ich war viel in Spanien, Barcelona, und ich habe dort gemerkt: wenn ich wirklich will, kann ich hier mehr draus machen.
Andy: Parallel kommt ein zweites Plot-Element in deinem Leben: die Padellers. Wie lief das?
Mica: Die haben mich gefragt: „Willst du eine neue Anlage führen? In Herdecke.“ Und ich hab gedacht: wow. Ich bin 21. Und soll das leiten. Aber mein Bauch hat gesagt: das ist genau jetzt genau richtig.
Andy: Was war da der größte Mut-Moment?
Mica: Die Verantwortung anzunehmen. Und nicht zu sagen „ich bin noch nicht fertig ausgebildet“. Weil: niemand ist „fertig“. Das lernst du, indem du reinspringst.

Andy: Als du die Anlage übernommen hast – was war da überhaupt?
Mica: Eine alte Tennishalle mit vier Plätzen. Und ich durfte Bauaufsicht machen. Und wir haben daraus fünf Padelplätze plus zwei Single Courts gebaut. Bar umgebaut. Umkleiden renoviert. Und ich hab Community, Mannschaften und Kindertraining aufgebaut. Heute sind wir eine der bestgebuchten Anlagen in Deutschland.
Andy: Lass uns über den Brand sprechen. Was ist passiert?
Mica: Dacharbeiten. Brenner. Feuer. Eine Joggerin hat den Rauch gesehen und direkt Feuerwehr gerufen. Der Brand war außen – aber der Rauch ist komplett rein. Alles war verrußt. Wir mussten Dach neu machen. Grundreinigung. 4 Monate Stillstand.
Andy: Was hat das mit dir gemacht?
Mica: Es war der Test der Ernsthaftigkeit. Da merkst du: liebst du das wirklich oder ist es nur ein Job.
Andy: Du bist Spieler. Du trainierst. Du leitest. Wie kriegst du das unter einen Hut?
Mica: Am Anfang war es brutal schwierig. Ohne Mitarbeiterteam waren es 60–70 Stunden Wochen. Und irgendwo musst du noch trainieren. Heute habe ich Struktur: Vormittags Training, zwei Fitness-Einheiten pro Woche, zwei bis drei reine Padeltrainings pro Woche. 2024 war sportlich stark: dritter Platz bei einem 750er-Turnier. +200 Plätze im Ranking nach oben.
Andy: Worauf bist du am meisten stolz?
Mica: Auf zwei Dinge:
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die Community in Herdecke: vier Mannschaften, Kindertraining, echte Bindung. Wir sind Bundesleistungsstützpunkt. Kinder spielen erste internationale Turniere. Einige schielen schon Richtung Nationalteam. Und das ist alles aus unserer eigenen Ausbildung.
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meine eigene Stabilität: Top 50 Deutschland fühlt sich nicht nach „Ziel“ an, sondern nach „ich bin im System drin und kann weiter“.

Andy: Wie sieht ein Tag im Leben von Mica aus?
Mica: Es ist sehr divers. Turniere organisieren. Verbandskommunikation. Training geben. Vor allem Kinder und Teams. Und ich kümmere mich darum, dass die Menschen hier das Gefühl haben: das ist ihr Ort. Das ist für mich das wichtigste Asset. Nicht „wir haben 5 Courts“. Sondern „wir haben Atmosphäre“ und „wir haben Kontakt“.
Andy: Was ist next?
Mica: sportlich: Top 30 Deutschland. Langfristig: international Fuß fassen. anlagenseitig: Community weiter ausbauen, neue Turniere, nächste Generation pushen. Padel ist für mich mehr als Sport. Es ist: Leidenschaft. Gemeinschaft. Zukunft. Und genau das gebe ich in Herdecke jeden Tag weiter.
Andy: Ich stelle dir zum Abschluss eine ganz einfache Frage: wenn 16-jährige Talente dich fragen: „Wie mache ich das?“ – was sagst du?
Mica: du musst neugierig bleiben. du musst dich zeigen. du musst ins Risiko gehen. und du musst es lieben, wenn du jeden Tag besser wirst. wenn du das hast – alles andere kommt in Motion.
Schlusswort
Padel wächst. Schnell. Und mit einer Energie, die sich nicht künstlich erzeugen lässt. Was Mica erzählt, zeigt: hier entsteht ein Sport, der Raum gibt für junge Menschen, die Verantwortung nicht nur irgendwann nehmen wollen – sondern jetzt. Es ist ein Sport, der Gemeinschaft aufbaut, nicht Ego. Einer, der Begegnung produziert, nicht Distanz. Und einer, in dem 22 nicht „zu jung“ ist, sondern das perfekte Alter, um Dinge zu bauen.